Geschichte als Beruf
Im Sommersemester 2022 fand unter der Leitung von Prof. Dr. Simone Derix ein Seminar zum Thema „Geschichte als Beruf“ statt, in dessen Rahmen Studierende der Geschichtswissenschaft sich mit der beruflichen Praxis von Historiker*innen auseinandergesetzt haben. Nach einer grundlegenden Einführung in die Breite geschichtswissenschaftlicher Berufsfelder haben die studentischen Teilnehmer*innen des Seminars Interviews mit Expert*innen geführt und sie nach ihrem beruflichen Werdegang nach dem Geschichtsstudium gefragt. Aus den Interviews wird ersichtlich, wie der Einstieg ins Berufsleben außerhalb von Schule und Universität für Historiker*innen aussehen kann und wie die im Geschichtsstudium erlernten Kompetenzen ihre praktische Anwendung finden. Die Interviews werden hier sukzessive veröffentlicht, sodass auch Studierende, die keine Gelegenheit hatten, am Seminar teilzunehmen, einen Eindruck von der breiten beruflichen Praxis von Historiker*innen gewinnen können.
Die Veranstaltung wurde durch den Verein zur Förderung der Geschichtswissenschaft an der FAU Erlangen-Nürnberg e.V. gefördert.
„Praktika sind das Instrument, um herauszufinden, wohin es mich treibt, und um zu sehen, wozu ich etwas beitragen kann.“
Sarah Finke lebt in Paris und arbeitet dort für die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Ihre Laufbahn begann sie mit dem Studium der Geschichte in Trier und Köln. Sie war nach ihrem Studium zuerst für die UNESCO, die Bildungs- und Kulturorganisation der Vereinten Nationen, tätig, von wo aus sie zur Europäischen Weltraumorganisation (ESA) und später zu ihrer heutigen Arbeitgeberin wechselte.
Das Interview führten Simone Fraßa und Christoph Fürst am 19. Juli 2022. Es steht hier als PDF zum Download zur Verfügung.
„Wenn das Projekt einmal konzipiert ist, muss ich nicht persönlich diejenige sein, die es durchführt.“
Dr. Kerstin Theis absolvierte von 1998 bis 2005 ein Magisterstudium (Geschichte, Anglistik, Germanistik) an der Universität zu Köln und der University of Warwick/England. Nach ihrem Studienabschluss promovierte Dr. Theis 2013 mit der Dissertation „Die Militärgerichte des Ersatzheeres am Beispiel der Divisionen Nr. 156 und 526. Tätigkeitsprofil und Spruchpraxis der Wehrmachtjustiz im ‚Heimatkriegsgebiet‘, 1939-1945“. Seit November 2012 leitet sie das Referat Nationale Forschungsprogramme und ist seit Juni 2021 stellvertretende Leiterin der Abteilung Forschungsförderung der Universität Passau.
Das Interview führten Simone Fraßa und Christoph Fürst am 26. Juli 2022. Es steht hier als PDF zum Download zur Verfügung.
„Ein Geschichtsstudium ist einfach keine Berufsausbildung.“
Sabine Büttner studierte Geschichte und Germanistik an der Eberhard Karls Universität in Tübingen und schloss ihr Studium mit dem ersten Staatsexamen ab. Danach begann sie sich für die digitale Vermittlung von geschichtswissenschaftlichen Inhalten zu interessieren und wirkte bei der Entwicklung von historicum.net, einem der ersten geschichtswissenschaftlichen Internetportale, mit. Anschließend arbeitete sie lange als Freelancerin im Bereich des User Experience Designs, aber auch in fester Anstellung in einer Agentur. Jetzt ist sie seit Januar 2021 als Projektmanagerin in einem Hochschulprojekt zur Circular Economy tätig, das Unternehmen auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Wirtschaftsweise unterstützt und die Erfolgsfaktoren dafür erforscht. Ihre späteren beruflichen Stationen hätten keinen direkten Bezug zur ihrem früheren Studiengang Geschichte, aber gerade das sei, so Sabine Büttner, nicht untypisch für Absolventinnen und Absolventen der Geisteswissenschaften.
Das Interview führten Michael Deuerlein und Boris Zaytsev am 14. Juni 2022. Es steht hier als PDF zum Download zur Verfügung.
„Wenn man ein geisteswissenschaftliches Fachreferat im Blick hat, kann […] die Kombination eines Fachstudiums mit Informatik die Bewerbungschancen signifikant erhöhen.“
Michael Ammon ist Fachreferent für Geschichte, Kunstgeschichte und Klassische Philologie an der Universitätsbibliothek der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Er studierte Geschichte und Politikwissenschaften an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, bevor er an der Universitäts- und Landesbibliothek in Darmstadt ein Fachreferendariat für den höheren Bibliotheksdienst absolvierte. In diesem Interview erklärt er die besten Voraussetzungen für eine Stelle im Bibliothekswesen, den Ablauf der Ausbildung zum Fachreferenten und welchen Stellenwert Informatik für den Beruf des Bibliothekars innehat.
Das Interview führten Lena Weller und Constantin Gläser am 21. Juni 2022. Es steht hier als PDF zum Download zur Verfügung.
„Das grundsätzliche Verständnis für Geschichte und das Kontextwissen sind die Basis.“
Dr. Michael Löffelsender studierte Mittlere/Neuere Geschichte, Alte Geschichte und Germanistik in Köln. Nach einem wissenschaftlichen Volontariat in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora und einer Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität zu Köln und Stipendiat an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main promovierte er mit einer Arbeit zur Justiz im Zweiten Weltkrieg. Dr. Löffelsender ist seit 2012 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora und arbeitet derzeit als Kustos zur Geschichte des KZ Buchenwald an der Gedenkstätte Buchenwald. In seinen Publikationen beschäftigt er sich mit unterschiedlichen Aspekten der Geschichte des Nationalsozialismus. Außerdem war er bereits an verschiedenen Ausstellungsprojekten beteiligt.
Das Interview führten Sofia Daskalaki und Lena Klose am 28. Juni 2022. Es steht hier als PDF zum Download zur Verfügung.
„Machen Sie nicht zu viele Pläne.“
Dr. Bernd Ulrich ist Jahrgang 1956 und lebt und arbeitet zusammen mit seiner Frau in Berlin. Nach seinem Schulabschluss und dem Wehrdienst begann er sein Studium der Geschichte und Germanistik, das er mit der ersten Wissenschaftlichen Staatsprüfung (1. Staatsexamen) abschloss. Auf den Studienabschluss folgte eine Promotion mit dem Titel „Die Augenzeugen. Deutsche Feldpostbriefe in Kriegs- und Nachkriegszeit 1914–1933“, die er 1995 einreichte. Es folgten Anstellungen am Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin und dem Hamburger Institut für Sozialforschung. Danach machte Ulrich sich selbstständig und arbeitet seither als freier Historiker.
Das Interview führten Emily MacKenzie und Thilo Gildhoff am 5. Juli 2022. Es steht hier als PDF zum Download zur Verfügung.