Burchards Dekret Digital
Burchards Dekret Digital: Arbeitsplattform zu Texterschließung und Wirkungsgeschichte früh- und hochmittelalterlicher Rechtskulturen
Mit über 80 erhaltenen Hanschriften ist das Dekret Burchards von Worms eine der bedeutendsten Kirchenrechtssammlungen des Früh-und Hochmittelalters. Als das kirchliche Rechtsbuch par excellence konnte es im 11. und 12. Jahrhundert mit dem einfachen Verweis ex Burch(ardo) zitiert werden. Nicht nur Gelehrte des Kirchenrechts, sondern auch Praktiker der Diözesanverwaltung wussten sofort, was gemeint war. Nicht zuletzt aufgrund dieser rechtspraktischen Bedeutung konnte sich die Kompilation des Wormser Bischofs als Standardwerk gegenüber später verfassten Zusammenstellungen behaupten. Sogar das um 1140 entstandene Decretum Gratiani, Grundlage jeder weiteren Entwicklung in Kirchenrecht und wissenschaftlicher Kanonistik, wurde mit Auszügen aus Burchards Werk ergänzt und kommentiert.
Ziel des Forschungsprojekts ist eine historisch-kritische Edition des Dekrets, die sowohl im Druck als auch digital erfolgt. Sie ist die Basis für eine multiperspektivische Analyse der Überlieferung, Rezeption und rechts- und kulturgeschichtlichen Bedeutung der Sammlung in Europa. In enger Kooperation mit internationalen Partner wird so die gewaltige Dynamik europäischer Rechtskulturen im Mittelalter erforscht, die West- und Mitteleuropa bis ins 20. Jahrhundert nachhaltig geprägt und fundamental zur Entstehung gemeinsamer europäischer Rechtsgrundlagen beigetragen hat. Zur Bewältigung dieser vielfältigen Aufgaben wird eine digitale Arbeitsplattform aufgebaut, die die Publikation einer umfassenden digitalen Edition ermöglicht und zudem Materialien wie Handschriften, Kataloge und Quelleneditionen zur Verfügung stellt, den wissenschaftlichen Austausch auf internationaler Ebene fördert sowie die regen Forschungsaktivitäten zu Quellen und Rezeption mittelalterlichen Kirchenrechts bündelt, um der enormen Verbreitung und epochenübergreifenden Wirkung des Decretum Burchardi gerecht zu werden.
Das Projekt unter dem Dach der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz wird von Prof. Dr. Ingrid Baumgärtner (Universität Kassel), Prof. Dr. Klaus Herbers (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) und Prof. Dr. Ludger Körntgen (Johannes Gutenberg-Universität Mainz) geleitet und durch das Akademienprogramm gefördert. In der Erlanger Arbeitsstelle ist Dr. Cornelia Scherer tätig. Sie beschäftigt sich derzeit vornehmlich mit der Textkonstitution sowie mit der Analyse der Vorlagen und ihrer Verwendung im Decretum Burchardi.
Weitere Informationen und Ergebnisse des Projekts finden hier.
Projektleitung
Prof. Dr. Klaus Herbers
Department Geschichte
Senior Fellow of Medieval History
- E-Mail: klaus.herbers@fau.de
Mitarbeiterin Arbeitsstelle Erlangen
Dr. Cornelia Scherer
Department Geschichte
Senior Fellow of Medieval History
- E-Mail: cornelia.scherer@fau.de
Projektlaufzeit: 2020-2037