Geschichte des Departments
Das Fach Geschichte hat an der Friedrich-Alexander-Universität eine lange Tradition: Seit über 260 Jahren ist die Geschichtswissenschaft im Lehrangebot der Universität vertreten.
Bereits bei der Gründung der Universität 1743 wurde dem Lehrgebiet Geschichte eine ordentliche Professur gewidmet. Diese war freilich zunächst an der Juristischen Fakultät angesiedelt: Historische Kenntnisse über den „allgemeinen Lauf der Geschichte“ sowie insbesondere über „das Haus Brandenburg und seine Rechtspositionen“ wurden, wie die erste Universitätsverfassung festlegte, als nützliches Allgemeinwissen für angehende Staatsdiener in markgräflichen Diensten erachtet. Geschichte wurde also zunächst im Rahmen eines rechtswissenschaftlichen Studiums eher nebenbei studiert, und auch die ersten Fachvetreter waren Juristen. Dies änderte sich aber rasch: Bereits 1767 wurde die Geschichte als eigenständiges Fach in die Philosophische Fakultät überführt.
Die Einrichtung eines zweiten Lehrstuhls 1855 markierte einen wichtigen Einschnitt in der Entwicklung der Erlanger Geschichtswissenschaft. Auf den neuen Lehrstuhl wurde 1856 Karl Hegel berufen, mit dem eine quellenorientierte und methodisch abgesicherte Geschichtswissenschaft neuer Art Einzug hielt. Auf Hegel geht auch die Gründung des Historischen Seminars an der Friedrich-Alexander-Universität im Jahr 1872 zurück. Es zählte zu den ersten an deutschen Universitäten.
Die damals neue akademische Form des Seminars brach mit Traditionen des althergebrachten universitären Lehrbetriebs: Hatte ein Studium der Geschichte bislang im Besuch von Vorlesungen bestanden, in denen die Professoren historische Sachverhalte nach Lehrbüchern referierten, so sollten die Studierenden im Seminarunterricht nun selbst die methodischen Voraussetzungen für eigenständige geschichtswissenschaftliche Forschung erwerben.
Das den Universitätsbetrieb nun anleitende Ideal der Einheit von Forschung und Lehre verlangte eine zunehmende Spezialisierung der Professuren und Lehrstühle. Ab 1884 wurde so am Historischen Seminar in Erlangen eine Professur erstmals speziell der antiken Geschichte gewidmet, und seit 1896 besteht in Erlangen ein ordentlicher Lehrstuhl für Alte Geschichte. 1921 wurde sodann auch die bis dahin von einem einzigen Lehrstuhl zu vertretende Geschichte des Mittelaltes und der Neuzeit institutionell geteilt, und erstmals ein eigener Fachvertreter für mittelalterliche Geschichte berufen. 1934 folge die Gründung eines Ordinariats für Neue Geschichte.
Mit der Gründung des „Instituts für Fränkische Landesforschung“ wurde schließlich 1933 die Regionalforschung im Profil der Erlanger Geschichtswissenschaft verankert, für die 1958 eine eigenständige landesgeschichtliche Professur eingerichtet wurde. Vier Jahre später folgte 1962 – unter dem Eindruck des Kalten Krieges – ein Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte.
Das heutige Department Geschichte der Friedrich-Alexander-Universität ging im Zuge einer Reform der Universitätsverfassung 2007 aus dem Institut für Geschichte hervor.
Geschichtswissenschaft in Erlangen, hg. v. Helmut Neuhaus(Erlanger Studien zur Geschichte, 6), Erlangen-Jena 2000.