Bericht zu den Tests an den Römerbooten
Vom 15.5. bis 19.5. standen die beiden Römerboote der FAU, die F.A.N. (Friedericiana Alexandrina Navis) und die Danuvina Alacris, auf dem Altmühlsee an der nördlichsten Stelle des Rätischen Limes bei Gunzenhausen auf dem Prüfstand.
Das Programm war ehrgeizig. Es sollten die Rudereffizienz und die Segeleigenschaften beider unterschiedlich gebauten Boote gegeneinander getestet werden.
Die F.A.N. ist ein Nachbau eines Fundes bei Oberstimm (Manching/Ingolstadt) aus der Hohen Kaiserzeit um 100 n.Chr. in der mediterranen Bauart. Die Danuvina ist ein Nachbau von zwei bei Mainz gefundenen Wracks des Lusoria-Typs aus der Spätantike, in sog. Gallo-römischer Bauart. Das erste Boot ist 2,2 Tonnen (leer und trocken), das zweite Boot hat im Gegensatz zum ersten einen ganz flachen Boden und wiegt, obwohl mit 18 m nur zwei Meter länger als das erste, doppelt so viel. Beide Boote haben keinen Kiel im modernen Sinne, der dem Kurs weitere Stabilität verleiht, wenn es nicht die Steuerruder am Heck tun, mit etwa 1,20 m tiefe, weit weg vom Mast. Trotz schlechter Wettervorhersagen war das Wetter ideal, die ganze Woche. Wind an den Segeltagen und wenig Wind an den Rudertagen: Die Götter meinten es gut mit uns. Die Freiwilligen, an manchen Tagen über 80 waren engagiert, die Stimmung war und blieb bis zuletzt toll. Unser Team hat super funktioniert. Segel- und Ruderfachleute haben das Kernteam unterstützt.
Am Montag waren die beiden Lateinersegel zu testen, eines aus antikem Segelstoff, Leinen, eines aus Duradon. Das Material wurde auf Härte geprüft und tatsächlich brach am ersten Tag auch die Lateinerrute mit Duradonstoff auf der Danuvina – gottseidank erst am Nachmittag, so dass die Daten, die bislang aufgenommen waren reichten. Nach dem Vormittag wurden die Segel getauscht. Es wurden die Daten an einer Logge, Windstärke und Windrichtung sowie über GPS – Tracker und Garmingeräten. Mit Kursen querab, hart am Wind sollte der seitliche Vertrieb (da kein moderner Kiel) gemessen werden, mit raumen Wind die beste Segelperformanz für die jeweiligen Boote eruiert werden.
Am zweiten Tag waren die Sprietsegel, analog zum Verfahren am ersten Tag (Leinen und Duradon, mittags Wechsel) getestet. Am dritten Tag die Rahsegel. Sehr deutlich wurde das gute Segelverhalten der Boote, deren Hauptantriebsmittel die Riemen sind. Kreuzen können die Boote gut mithilfe der Riemen, sehr hart an den Wind kann man mit Riemen an Lee – ganz wie es auch für Pilgerfahrten auf dem Mittelmeer im Mittelalter überliefert ist.
Die FAN fährt mit dem Sprietsegel am besten, da der Druckpunkt relativ weit hinten liegt. Im Vergleich zur Danuvina liegt der historisch belegte Mastschuh noch weiter vorne als ohnehin schon bei beiden Booten. Bei der Danuvina hatte das Lateinersegel für das beste Segelverhalten gesorgt. In beiden Fällen ist der antike Segelstoff, Leinen, geeigneter als das Duradon. Spitzengeschwindigkeit war auf der FAN 17 Km/h.
Am Donnerstag war Regatta-Tag. Vier Mannschaften konnten gebildet werden. Die Zusammenstellung war zufällig. Wie in der Spätantike hatten die Mannschaften ihre Benennung nach Farben, Blau, Rot, Grün, Weiß. Die Länge der Strecke betrug 600 m. Der Wind kam aus dem Osten, so dass der Kurs (für Wind querab) gelegt wurde. Die Boote sind sehr windempfindlich. Zwei Strecken hatte jede Mannschaft zu absolvieren, am Nachmittag zwei weitere auf dem jeweiligen anderen Boot, also vier Fahrten insgesamt. Auf der Hinfahrt wurde der Riemen kardanisch (hinter der Dolle, bugwärts) gelegt, auf der Rückfahrt vor der Dolle. Am Vormittag waren die 4,1 m Riemen angelegt, am Nachmittag die 4,7 m Riemen. Extra von den kooperierenden Strömungswissenschaftlern der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf wurde eine Messdolle konstruiert, die beispielhaft an einer Position bei beiden Schiffen die Kraftübertragung messen sollte.
Sieger des Tages war die Mannschaft Blau, gefolgt von der Mannschaft Rot, dann Grün und Weiß. Am Nachmittag gab es eine Siegerehrung. Interessant war, dass die Position vor der Dolle nicht den entscheidenden Unterschied macht. Die Position nach der Dolle ist historisch belegt. Der Grad der Abnutzung ist vor der Dolle größer. Deutlich scheint dagegen zu sein, dass die 4,1 m Riemen von den meisten als die bessere Variante gegenüber den 4,7 m Riemen empfunden wurde (wenn auch nicht von allen!). Die Mannschaft, die am konsequentesten im Rhythmus mit dem kräftigsten und längsten Zug gerudert hat, hatte gewonnen. Vorteil war natürlich, wenn man Kenntnisse im modernen Skullen hatte, wenn auch Sportruderer sich auf römischen Booten umgewöhnen mussten. Im Vergleich zwischen den Booten, lag die Danuvina öfter vorne, wenn auch nicht immer. Die FAN lag dafür recht regelmäßig auf den ersten Metern vorne.
Am Freitag war die Ermittlung der optimalen Geschwindigkeit auf beiden Booten im Fokus. Dafür haben die Sportmediziner der FAU ein Team geschickt. Getestet wurden pro Strecke 8 Personen, vormittags zweimal, nachmittags zweimal. Getestet wurden also insgesamt 32 Personen, denen der Puls und die Laktatwerte abgenommen wurden, vorher im Ruhezustand und jeweils an Bord. Jede Strecke war in vier Stufen zu absolvieren, mit einer weiteren Extremstufe, nach jeder Stufe erfolgte an Bord der Test an den Testpersonen: Begonnen wurde mit 4 km/h, dann 5, 6, 7 und zuletzt 8 km/h, jeweils für 4 min.
Die Ergebnisse werden jetzt ausgewertet. Nicht nur wir, auch die freiwilligen Helfer, und sicherlich auch die vielen Zuschauer an Land sind auf die detaillierten Resultate gespannt.