Auf den Spuren des Krieges in der Geschichte: Besuch des Bayerischen Armeemuseums Ingolstadt
Am 14. Januar 2023 fuhren 17 Studierende der zwei Proseminare „Die Wittelsbacher“ und „Krieg. Landeshistorische Perspektiven auf ein globales Phänomen“ samt einiger Interessierter aus anderen Fachbereichen und Universitäten zusammen mit Florian Geidner nach Ingolstadt.
Der heute stark von der Automobilindustrie geprägte Ort blickt auf eine lange und wechselvolle Geschichte zurück. Hier residierten zeitweise die wittelsbachischen Herrscher des Teilherzogtums Bayern-Ingolstadt, während Bayerns älteste Universität, die LMU-München, ihre Tradition auf die Gründung der Universität Ingolstadt durch die Wittelsbacher der Linie Bayern-Landshut zurückführt. Die „Hunderttürmige“, wie Ingolstadt ob ihrer mittelalterlichen Stadtmauer genannt wurde, entwickelte sich im Laufe der Neuzeit zur bayerischen Landesfestung, wovon noch zahlreiche Bauten im Stadtgebiet zeugen. Militär, Krieg und Kriegsdrohung prägten das Stadtbild. Dementsprechend passend scheint es, dass das Bayerische Armeemuseum hier seinen Sitz hat.
Im Neuen Schloss, unweit der Donau gelegen, vermochten sich die Erlanger einen umfassenden Einblick in die bayerische Militär- und Kriegsgeschichte zu machen. So zeugten die blanken Wälder aufgerichteter Stangenwaffen ebenso vom Grauen der Schlachtfelder, wie inszenierte Kampfszenen aus dem 30. Jährigen Krieg.
Zu langen Diskussionen unter den Teilnehmern führten auch die Schlachtenszenen auf den Gemälden, die die Ausstellungsstücke ergänzten. Das frühneuzeitliche Kriegswesen wurde aber nicht nur über Kanonen, Trommeln und Säbel ein Stück weit erfahrbarer, sondern ebenso durch scheinbar banale Objekte wie Schubkarren und hölzerne Spaten, die auf das harte Tagwerk der einfachen Soldaten während einer Belagerung verwiesen. Wie Mode und Krieg verbunden waren zeigte sich in der Teilausstellung „Soldatenbilder“. Die bunten Uniformen neuzeitlicher Heere, die Details der Adjustierung und des Schnitts, warfen so manche Frage auf, öffneten aber auch den Blick für die teils langen Traditionslinien in der Militärmode, die bis zu den heutigen Streitkräften (der Monarchien) reichen.
Nach der kurzen Mittagspause, die die geistig und körperlich besonders Ausgelaugten nutzten, sich mit allem zu versorgen, was ihre Energiespeicher wieder aufzufüllen in der Lage war, ging es über die Donau, ins Reduit Tilly.
Passend in einem Gebäude des Festungskomplexes aus dem 19. Jahrhundert untergebracht, erwartete die Erlanger Gruppe dort die sehr umfangreiche Ausstellung zum Ersten Weltkrieg. Auf hohem wissenschaftlichen Niveau und dennoch konzise werden dort Objekte, Bilder und Inszenierungen eingesetzt, Ursachen, Verlauf und Folgen der „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ sichtbar zu machen. Die Ausstellung erschöpft sich dabei nicht nur in operativen und militärtechnischen Fragen, sondern zeigt auch den Alltag abseits der großen Schlachtfelder, etwa bei der Soldatenseelsorge, der Propaganda und dem Leben in der Etappe.
Besonders bedrückend und damit umso eindringlicher blieb der Erlanger Gruppe aber das nachgebaute Grabensystem in Erinnerung. Obschon des Lärms, des Drecks und des Gestanks entbehrend, der einen Schützengraben im Krieg zu eigen gewesen war, wurde doch durch diese Inszenierung zumindest ein wenig erfahrbar, welchen physischen und psychischen Belastungen die Truppen an den Fronten ausgesetzt waren. Das große Interesse der Teilnehmer an einzelnen Aspekten der Ausstellung führte letztlich dazu, dass die Gruppe von den Aufsichten freundlich hinauskomplementiert werden musste, da das Museum schließen wollte. Der Vorteil, nicht Alles gesehen zu haben, ermöglicht aber allen Interessierten, alsbald selbst noch einmal das Armeemuseum zu besuchen und Unbekanntes zu entdecken. Nach diesem Parforceritt durch die Kriegsgeschichte fand die Tagesexkursion dann traditionsgemäß ihren Ausklang in einem bayerischen Lokal in der Ingolstädter Innenstadt.
(Bilder: F. Geidner)