Nymphenburg und Isar-Athen: Tagesfahrt nach München
Am 23. Oktober 2022 fuhren 21 Studierende im Rahmen des Proseminars „Die Wittelsbacher – eine europäische Dynastie“ mit Florian Geidner nach München.
Nachdem im vergangenen Sommersemester bereits die Residenz besichtigt worden war, stand dieses Mal Schloss Nymphenburg auf dem Programm. Bei strahlendem Sonnenschein waren die Erlanger allerdings nicht die Einzigen, die es dorthin zog, halb München schien sich diesen Tags in Schloss und Park verlustieren zu wollen. Vor der weitläufigen Anlage empfing Frau Dr. Franke die Erlanger Gruppe. Von der Kunsthistorikerin geführt, begann der Rundgang durch das Schloss. Einige Nachzügler, die das Auto der Bahn vorgezogen hatten, büßten ihre Entscheidung durch längeres Verweilen im Stau, stießen aber später noch zur Gruppe. Schloss Nymphenburg verdankte seine Erbauung der Geburt Max Emanuels 1662. Kurfürst Ferdinand Maria übertrug seiner Ehefrau Henriette Adelaide von Savoyen dankbar ob der Geburt des lang ersehnten Erben das vor den Toren der Stadt gelegene Grundstück. Die Kurfürstin, die es durch ihre Heirat vom eleganten Turin ins provinzielle München verschlagen hatte, ließ sich hier ein Lusthaus nach italienischem Vorbild errichten. Bis heute verweist die auslandende Freitreppe vor dem Mittelpavillon auf die oberitalienische Villenarchitektur nach den Vorstellungen Palladios. Seine heutigen Ausmaße erhielt das Schloss durch Kurfürst Max Emanuel. Der politisch Gescheiterte, dessen europäische Ambitionen im Blut des Spanischen Erbfolgekrieges zerrannen, wünschte ein Schloss, das seinen Ansprüchen mehr entsprach als der bescheidene Bau seiner Mutter. In den folgenden Jahrhunderten diente Nymphenburg den Wittelsbachern vor allem als Sommerresidenz. Die bayerischen Herrscher besuchten das Schloss aber ebenso, um ihre Geburtstage im angemessenen Rahmen zu feiern oder, um Schlitten zu fahren. Die Flure und Salons durchschreitend spürten die Erlanger dieser vergangenen Lebenswelt nach.
Gleichermaßen entzückt, erheitert und irritiert wurde die Schönheitengalerie, in der Geliebte und Verwandte Ludwigs I. neben bloß platonisch Bewunderten Eingang fanden, betrachtet. Im Anschluss an die Besichtigung flanierte die Erlanger Gruppe noch durch den Park. Was den Einen Lustwandeln war, erschien Anderen als Marsch, wobei die Einschätzung wohl mit dem Grad des Hungers zusammenhing.
Nachgerade lebensverändernd nahm sich schließlich für Manche der erstmalige gemeinsame Genuss von Leberkäs-Semmel und Senf aus. Zurück in der Stadt, nachdem die ersten kulturellen und kulinarischen Gelüste befriedigt waren, fand sich die Gruppe am Königsplatz ein. Daniela Amend, die an der Universität Würzburg zum Hof König Ludwigs I. promoviert, brachte den Erlangern die Geschichte des Platzes und der darauf befindlichen Gebäude näher. Zum Bedauern der Studierenden war es aber nicht damit getan, den Ausführungen auf den Stufen der Glyptothek fläzend zu lauschen. Frau Amend führte die Gruppe um die Propyläen und vor die Antikensammlung. Versiert verwies sie auf die Zusammenhänge zwischen dem Bildprogramm der Friese und dem griechischen Freiheitskampf, an dessen Ende mit Otto I. ein Wittelsbacher auf dem Thron der Hellenen saß. Die nebeneinander über dem Platz flatternden Flaggen Griechenlands und Bayerns verdeutlichten wie München durch das Wirken des Philhellenen Ludwig I. zu seinem Epitheton „Isar-Athen“ kam.
Auch die dunkle Seite in der Geschichte des Platzes kam zur Sprache, diente er doch den Nationalsozialisten, die bis heute sichtbare architektonische Spuren auf ihm hinterließen, als Bühne. Heute wird der Königsplatz, der über Jahrzehnte hinweg als Parkplatz genutzt wurde, von der Stadt München als idealer Rahmen für Instagram-Bilder beworben. Die wechselhafte Karriere des Ortes hinter sich lassend ging es weiter gen Odeonsplatz. Von der Feldherrenhalle schlenderte man über die Ludwigs- in die Türkenstraße, wo die Exkursion traditionsgemäß in der einstigen Künstlerkneipe Alter Simpl ihren Abschluss fand.
(Fotos: D. Amend; F. Geidner)