Rokokoglanz und Italianità am Main: Tagesexkursion nach Würzburg
Am 25. Juni 2022 fuhren 25 Studierende, darunter auch einige interessierte Nicht-Historiker, zusammen mit Florian Geidner nach Würzburg.
Der Tag startete mit dem letzten verbliebenen Abenteuer des modernen Menschen, der Bahnfahrt. Angesichts der Heerscharen an 9-Euro-Ticket-Enthusiasten war es anfangs fraglich, ob auch wirklich alle in den verspätet einrollenden Zug einsteigen könnten. Umlagert von Junggesellenabschieden ging es dann mit notgedrungen steten Körperkontakt zu den Mitreisenden gen Würzburg. Der guten Laune tat das aber keinen Abbruch. Mit der für deutsche Verhältnisse moderaten Verspätung von 30 Minuten erreichte man schließlich Würzburg, wo man sogleich schnellen Schrittes zur Residenz schlenderte. Selbstverständnis und Repräsentationswillen der Würzburger Fürstbischöfe, die allesamt (fränkischen) Adelsfamilien, wie den Schönborn, entstammten, ließen sich in der von Balthasar Neumann geplanten barocken Schlossanlage hervorragend nachvollziehen. Besonders das von Giovanni Battista Tiepolo geschaffene Deckenfresko im Treppenhaus der Residenz vermochte nachhaltig zu beeindrucken. Die Pracht der erlesen im Stil des Rokokos ausgestatteten Räume und Kabinette entsprach demgegenüber eher nicht mehr dem Geschmack eines Großteils der Studierenden. Beinahe ermüdet von so viel Glanz schien im Anschluss an die Besichtigung eine kleine Pause angebracht. Manche fanden den Weg von ihrem Pausenschoppen zurück zum Rest der Gruppe dann auch erst etwas verspätet. Am Frankoniabrunnen stieß Dr. Daniel Greb, derzeit Lehrstuhlvertreter für Alte Kirchengeschichte an der Universität Erfurt, zur Erlanger Gruppe. Versiert und kenntnisreich führte er sodann durch die Stadt, wobei es ihm gelang, die vielfältigen Verbindungen fränkischer Landes-, Würzburger Stadt- und Kirchengeschichte aufzuzeigen. So besichtigte die Gruppe den Dom, mit den Grablegen bedeutender Fürstbischöfe wie Julius Echter, dem Gründer der Würzburger Universität und das Stift Neumünster, mit seiner an römische Vorbilder gemahnenden Fassade. Angesichts der Hitze teilten nicht alle Teilnehmer Herrn Geidners Euphorie für die Besteigung der Festung. Oben angekommen zeigten sich dann aber alle zufrieden, den Weg auf sich genommen zu haben, bot sich ihnen doch ein herrlicher Blick über das sommerliche Würzburg. Durstig von Auf- und Abstieg kehrte man schließlich im Biergarten „Goldene Gans“ ein, der im Schatten der Festung Marienberg direkt am Main gelegen, einen herrlichen Blick auf die Alte Mainbrücke bot. Würzburg, immerhin kurzzeitig Residenz des vor- und nachmaligen Großherzogs der Toskana, bestach diesen Tags nicht nur durch seinen Wein, sondern ebenso durch das an Italien erinnernde Flair.
(Bilder: F. Geidner)