Das Buch zum Buch
Neuerscheinung
Bücher können sehr verschieden sein. Bücher können sich ändern. Bücher werden unterschiedlich verbreitet. Und Bücher können ganz verschieden gelesen werden. Dies gilt vielleicht allgemein, aber ganz besonders für den sogenannten Liber pontificalis, das Buch der Päpste, wie wir es genannt haben. Unter diesem Titel erscheinen zuweilen Notizen, die ganz unterschiedlich strukturiert und gestaltet waren. Es war das Ziel einer Tagung des Görres Instituts in Rom Ende 2018, die verschiedenen Facetten eines europäischen Schlüsseldokumentes in möglichst breiter Weise zu erschließen.
Es dokumentiert in 20 Beiträgen die sehr vielschichtige Geschichte des Papstbuches und lässt erkennen, welche eigenen Strukturen die Päpste ausbildeten, in welchem Maße sie spätantike Traditionen aufgriffen, wie bestehende Notizen wiederum anverwandelt oder verändert wurden und zu völlig neuen Entwürfen führten bis in die Renaissance hinein und bis in die verschiedenen Diskussionen des konfessionellen Zeitalters. Das Buch zeigt damit nicht nur, was die Päpste darstellen oder gar „verwalten“ wollten, sondern mindestens ebenso stark, welche Erwartungen auf Päpste und das Papsttum projiziert wurden.
Was erwartet den Leser? Der Leser erhält nach einem allgemeinen Überblick von der Antike bis zur frühen Neuzeit zunächst eine vielfältige Auseinandersetzung mit den verschiedenen Funktionen der frühen Formen des Liber pontificalis, hier haben Gelehrte wie Andrea Antonio Verardi, Matthias Simperl, András Handl, Eckhard Wirbelauer, Paolo Liverani und Stefan Heid maßgebliche Beiträge beigesteuert. Ein zweiter großer Block handelt davon, wie und in welchen Formen dieses Buch der Päpste aus der Stadt Rom in den Orbis christianus gelangte und damit immer mehr zu einem „Schlüsseldokument europäischer Geschichte“ wurde. Beiträge von Rosamund McKitterick, Lidia Capo, Vera von Falkenhausen, Francois Bougard und Bruno Bon, Veronika Unger, Carola Jäggi und Michael Brandt machen dies deutlich. Schließlich waren in einer dritten Abteilung die Kontexte und Vergleiche zu berücksichtigen, die zugleich die Fortentwicklung dieses Textes mit verwandten Textsorten in den Blick nehmen. Exemplarisch haben das Michel Sot, Knut Görich und Stefan Pongratz sowie Thomas Kieslinger und Stefan Bauer übernommen.
Bemerkungen zur Forschungsgeschichte bieten dann Andreas Sohn und Matthias Simperl, dessen Überlegungen zur Frage, wie mit den verschiedenen Editionen des Liber pontificalis umzugehen ist, auch für die künftige Forschung sicher mehr als hilfreich sein dürften. Besonders nützlich dürfte darüber hinaus eine Auswahlbibliographie zum Liber pontificalis sein, die von den Autorinnen und Autoren des Bandes gemeinsam erarbeitet wurde.
https://www.herder.de/theologie-pastoral-shop/das-buch-der-paepste-liber-pontificalis-gebundene-ausgabe/c-37/p-19148/